Ein guter Start ins Leben
Bei unserem Grafiker Stephan war es wie bei den meisten Chamäleons: Die Leidenschaft für Reisen und eine gerechtere Welt waren es, die den jungen Mann zu uns geführt hatten. Seine erste Chamäleon-Reise brachte ihn dann nach Tansania. Eigentlich hatte er nur zwei Wochen lang das Mwema Street Children Center besuchen wollen, wo den Straßenkindern Karatus geholfen wird. Doch wenn Stephan irgendwo zu Besuch ist, packt er auch mit an. Als die zwei Wochen vorbei waren, wusste er, dass er so bald wie möglich wiederkommen würde.
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Worum geht es beim Mwema Street Children Center?
In dem Projekt geht es um Kinder, die auf der Straße leben. Oft sind Alkohol, Drogen und häusliche Gewalt in den Familien dafür der Grund. Neben den ungefähr 40 Kindern, die bei Mwema inzwischen ganztägig betreut werden, bietet das Center 80 Straßenkindern Mahlzeiten, Waschmöglichkeiten und Bildungsprojekte, die die Rückkehr in das reguläre Schulsystem vorbereiten.
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Und was genau tut Chamäleon?
Bisher haben wir und unsere Gäste über 200.000 Euro für das Projekt gespendet. Das Geld wird seit vielen Jahren für Essen, medizinische Versorgung, die Betreuung der Kinder und verschiedene Workshops genutzt. Die ein oder andere Anschaffung außer der Reihe gehört natürlich auch dazu, zum Beispiel ein Motorrad, mit dem Kinder zu Besuch zu ihren Familien gebracht werden oder auch eine Wasserpumpe für eigenes Trinkwasser oder ein Gaskocher für umweltfreundliches Kochen, ein Wasserturm mit Solaranlage und auch ein Lehmbackofen. Für Mädchen ist das Leben auf der Straße natürlich mit besonderen Problemen behaftet. Für sie haben wir ein eigenes Haus bauen lassen, das 2019 eröffnet werden konnte.
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Wie war der erste Besuch für dich?
Als ich das erste Mal für zwei Wochen dort war, habe ich überall mal reingeschnuppert. Zum Beispiel war ich bei einigen Familienbesuchen dabei und bei der Mobile School. Dabei fahren die Sozialarbeiter mit einem Wagen in die Hotspots und halten in den Straßen Vorträge zu unterschiedlichen Themen, von Mathematik bis zu Drogenmissbrauch oder Sexualkunde.
Und wie kam es, dass du dann wieder für längere Zeit zurück nach Tansania gegangen bist?
Ich wusste sofort, dass ich wieder zurück wollte und hatte auch begriffen, dass es mir beim Reisen nicht nur darum geht, möglichst viel und Spektakuläres zu sehen, sondern einen Ort wirklich in mich aufzunehmen und dazu beizutragen, das Leben dort zu verbessern. Karatu war für mich dieser Ort und so bin ich zurückgekehrt, um dort bei Mwema mitzuarbeiten.
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Gibt es etwas, was dir besonders im Gedächtnis geblieben ist?
Ach, es gibt so viele berührende Geschichten. Am schönsten ist es natürlich live zu erleben, wie so ein Projekt das ganze Leben einzelner Menschen nachhaltig beeinflussen kann. So wie bei Ibra, einem extrem beliebten Mwema-Betreuer, der selbst als Junge auf der Straße gelebt hat. Er war ein schwieriges Kind, seine Mutter war gestorben, der Vater trank. Das ist auch heute noch die typische Situation, in der Kinder von zu Hause weglaufen. Mit der Hilfe von Mwema hat er seinen Schulabschluss machen können und kann heute mit seinen Erfahrungen den Kids helfen. Die spüren, dass er weiß, wovon er redet und dass es einen Ausweg gibt.
Wie geht es jetzt für dich weiter?
Ich werde erst mal die Hälfte des Jahres in Deutschland leben und die andere in Tansania. Der Plan ist, dass ich die von uns unterstützten Projekte in Ostafrika besuche und schaue, wie unsere Beiträge genutzt werden und womit wir in der Zukunft am sinnvollsten weiterhelfen können.